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30
Tage Warten auf Godot - ausgezeichnet . ausgemalt
Eine "Literaturvermalung" von Alfred T. Moritz "Warten auf Godot" von Samuel Beckett (1906-1989) wurde im Jahr 1953 in einem kleinen Pariser Theater uraufgeführt. Im Lauf der letzten 50 Jahre eroberte das Stück weltweit die Bühnen und ist zu einem modernen Klassiker geworden. Alfred T. Moritz näherte sich im Jubiläumsjahr 2003 dem Stück auf ganz persönliche Weise: "Warten auf Godot" diente ihm als Grundlage für eine künstlerische Auseinandersetzung, deren Ergebnisse in der "Galerie Vernissage" als "Literaturvermalung" präsentiert wurden. |
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An 30 aufeinander folgenden
Tagen drehte Moritz Kurzfilme (je ca. 30 Sekunden), die Szenen des täglichen
Wartens festhalten. Parallel dazu setzte er sich intensiv mit dem Werk Becketts
auseinander. Die gezeigten Filme sind nicht auf den ersten Blick als Wartezeiten
zu erkennen; erst in ihrer gesamten Abfolge und in Kombination mit den daraus
entstandenen Bildern kann man die Intention des Kreativen erahnen, der schließlich
zum "Verwandlungskünstler" wird.
Moritz gibt seine Rolle als Beobachter nach und nach auf und schlüpft in
die unterschiedlichen Charaktere des Beckett´schen Dramas: Im Gewand des
Estragon hält er sich an die "Spielanweisungen" des Autors; als
Wladimir setzt er sich mit Estragon auseinander und in der Rolle des Pozzo verprügelt
er bildlich seinen Diener Lucky.
Als zusätzliche Basis für die bildhafte Umsetzung wählt Moritz
Filmstills -charakteristische, den Kurzfilmen entnommene Momentaufnahmen. Die
willkürliche Anordnung der Fotos auf einer "unendlichen" Leinwand
(3x10 m) zeigt die Unberechenbarkeit des Augenblicks - alles Mögliche kann
zu jeder Zeit passieren. Der Zufall übernimmt die Rolle des Regisseurs,
Autors und zugleich Über-Ichs.
Als Ergebnis der Auseinandersetzung schwebt dem Künstler ein Bilderzyklus
vor und damit steht er zugleich auch vor der immer wiederkehrenden Frage: Einzelbild
oder Gesamtkunstwerk? Kompromiss oder grenzenlose Freiheit? Feigheit oder Mut?
Und nicht zuletzt: Warten oder leben?
Beckett´s "Warten auf Godot" zieht sich wie ein roter Faden
durch Moritz´ Kunstwerk: Textpassagen erklären und werden verdeutlicht.
Farbe und Schrift, Malerei und Fotos bilden eine Einheit. Ein unendlicher Kosmos,
geboren aus Ideen, Bewegung und intellektueller Auseinandersetzung paart sich
mit Ironie und Humor. Spielerische Leichtigkeit stellt sich ein und die Frage
nach dem Erscheinen Godots verliert an Bedeutung.
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Wladimir:
Nun wird es wirklich sinnlos. Estragon: Noch nicht genug |
Dieser Sinnlosigkeit versucht
Moritz zu entgehen, indem er die Leinwand zerschneidet. Das aus Einzelteilen
– aus Momentaufnahmen – zusammengesetzte "Puzzle" wird
wieder zerlegt. Es entstehen neue überraschende Perspektiven. Das Warten
erhält eine neue Dimension: einerseits wird es aktiver Bestandteil der
Ausstellung transparent und sichtbar,andererseits wird es als "unbrauchbarer
Schrott" aus der Erinnerung verbannt.
Moritz ist frech genug, um sich auf das Abenteuer "Warten auf Godot"
einzulassen. Als "Mitspieler" verzichtet er auf Interpretationsversuche.
Er mischt sich ein und fordert auch die Betrachter zum Mitgehen auf.
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Wladimir:
Also? Wir gehen? Estragon: Gehen wir! Sie gehen nicht von der Stelle. |
... und jetzt noch vollkommen sinnlose Skizzen zum Projekt 30 Tage warten auf Godot
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... vergeblich gewartet?